Bericht Togo 2022

von Dr. K. Wöschler, Dr. M. Butzki und S. Dahl

Ersteinsatz in Togo

Am 11.02. beginnt unsere Reise nach Kpalimé am Flughafen in Stuttgart. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Paris landen wir am Abend in Lomé, der Hauptstadt Togos. Vollbepackt mit allerlei Materialien und Instrumenten warten wir auf unser Empfangskomitee.
Mireille und Samuel, Mitglieder und Vorsitz des Vereins der Togofreunde Jockgrim, holen uns ab und wir fahren zu ihrem Haus zur Übernachtung. Hier werden wir die ersten beiden Nächte verbringen bis wir am Sonntag dann nach Kpalimé ins Hotel umziehen.
Wir werden direkt herzlich mit Colico mit Fleischspießen und Salat empfangen.
Die erste Nacht war für uns sehr unruhig, die ungewohnten Temperaturen und die Schwüle machen das Schlafen zu einer ganz neuen Herausforderung, immerhin besteht zu den Temperaturen bei uns zuhause ein Unterschied von gut 30 Grad Celsius.
Das Wochenende nutzen wir zum Ankommen, besuchen die ortsansässige Feuerwache und genießen den Sonnenuntergang am Togosee, welcher für den beschwerlichen Hinweg von knapp zwei Stunden über Stock und Stein absolut entschädigt.

Sonntags fahren wir nach Kpalimé in unser Hotel für die nächsten zwei Wochen, der Weg dorthin dauert ca. drei Stunden, unterwegs kaufen wir am Straßenrand kleine Tüten mit Erdnüssen. Eine absolute Köstlichkeit!

Der erste Morgen in Kpalimé beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück, anschließend steht ein Treffen mit dem Direktor des Krankenhauses und dem dortigen Zahnarzt an, um den Plan für die kommenden zwei Wochen zu besprechen. Die beiden haben schon die Schulen ausgesucht, die wir besuchen werden, und diese jeweils benachrichtigt. Wir sortieren unsere Instrumente und bauen die mobile Behandlungseinheit nochmal auf, dann ist für den nächsten Tag alles vorbereitet.
Unsere Arbeit beginnt früh an einem CEG (weiterführende Schule) in unmittelbarer Nähe zum Hotel. Nach einer Vorstellungsrunde mit dem Direktor der Schule und den Lehrern beginnen wir mit der Sichtung der Kinder. Mireille führt für uns eine Liste mit den Namen der Kinder und dem jeweiligen Behandlungsbedarf, Behandlungstermine vergeben wir dann für den Nachmittag. Wir sehen an diesem Vormittag knapp über 90 Kinder, von denen wir 14 wieder einbestellen zur Behandlung. Wir geben Instruktionen zum Putzverhalten, entfernen Zahnstein, behandeln Zahnfleischentzündungen, machen Füllungen, entfernen Milchzähne, Wurzelreste und manchmal leider auch bleibende Zähne.

In den nächsten Tagen besuchen wir noch einige weitere CEG und auch EPP (Grundschulen), die Organisation vor Ort wurde von Tag zu Tag besser, da sich die Schulen untereinander über den genauen Ablauf ausgetauscht haben. So wurde bereits am Vortag selektiert, wer Beschwerden hat und zu uns kommt, und entsprechende Listen lagen bereits bei unserer Ankunft bereit. Auch von den Lehrern wurden wir immer tatkräftig unterstützt, denn gerade unsere kleinsten Patienten sprechen noch nicht so viel Französisch, so dass es für uns sehr hilfreich war, dass immer ein Lehrer zum Übersetzen in Éwé (Landessprache) bei uns war.

Generell kann man rückblickend sagen, dass das Alter unserer Patienten in den meisten Fällen mit dem Behandlungsbedarf korreliert, so kann man also ganz treffend sagen: Kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen.

In der letzten Grundschule wurde auch ein junger Lehrer zu einem unserer Patienten, da dieser in der großen Pause im Klassensaal ohnmächtig wurde. Durch lautes Geschrei der Kinder wurden wir auf die Situation aufmerksam und eilten ihm sogleich zu Hilfe. Nach einem Keks und einem Glas Cola ging es ihm schon etwas besser, zur Sicherheit bestanden wir allerdings darauf, dass er in der örtlichen Krankenstation durchgecheckt wird. Offenbar habe er an diesem Tag weder gegessen noch getrunken. Die Kollegen berichteten uns dann, dass der junge Kollege im Oktober angefangen habe an der Schule zu arbeiten und bisher noch kein Geld bekommen habe. Dies ist in Togo so üblich, dass das erste Gehalt erst nach einem Zeitraum von sechs Monaten ausgezahlt wird.

In der Krankenstation wurde dann festgestellt, dass der Mann zusätzlich noch an Malaria erkrankt ist, die Behandlung hätte ihn ca. 12 € gekostet. Diese Summe ist für die Menschen dort sehr viel Geld und war für ihn alleine nicht zu bezahlen. Glücklicherweise konnten wir ihm und seiner Familie aushelfen, so dass seine Behandlung problemlos durchgeführt werden konnte. Nach seiner Genesung hat er sich telefonisch bei uns gemeldet und sich mehrfach wortreich bedankt und uns alles Gute gewünscht.

Fazit

Als Abschluss unseres Behandlungseinsatzes findet noch ein Gespräch mit dem Krankenhausdirektor statt, von dem wir durchweg positive Rückmeldung für die Arbeit in den vergangenen Tagen bekommen. Unsere übrig gebliebenen Verbrauchsmaterialien geben wir den Kollegen vor Ort, die zwar eine Polymerisationslampe für das Legen von Füllungen besitzen, allerdings weder Komposite noch das nötige Adhäsivsystem dafür vorrätig haben. Auch ihnen können wir damit ein Lächeln ins Gesicht zaubern.


Nach eineinhalb beeindruckenden Wochen ging es für uns zurück nach Lomé, um schweren Herzens den Heimflug anzutreten. Wir verabschieden uns mit einem lachenden und einem weinenden Auge, doch soviel steht fest: Dies war definitiv nicht der letzte Einsatz in Togo!