Bericht Tezpur 2023

von Dr. M. Butzki und Dipl.-Stom. J. Ehrhardt

Neuland im Teeland

Nachdem Dr. Butzki und ich schon mehrfach in Indien im Einsatz waren, waren wir fasziniert, die Möglichkeit einen neuen Standort für unsere Hilfsorganisation auszuloten.
Nachdem der Vorstand bereits im vorigen Jahr erste Vorgespräche dazu vor Ort getätigt hatte, wurde es nun Ernst.

Mitte Februar ging es los. Natürlich mit Hindernissen. Während Dr. Butzki bereits einige Wochen vorher in Indien war, konnte er die Reise nach Tezpur direkt im Land machen. Ich hatte das Problem, dass just an meinem Abflugtag sämtliche Flugplätze in Deutschland bestreikt wurden, mein Flug gecancelt wurde und ich erst 4 Tage später losfliegen konnte. Dazu kam kam dann auch noch eine 4stündige Verspätung des Starts in Delhi, da die ankommende Maschine wegen(sagen wir mal) dichten Nebels nicht landen konnte. Glücklicherweise war mein Taxifahrer, der in Guwahati auf mich wartete, sehr geduldig, so dass unsere 4stündige Fahrt nach Tezpur dann reibungslos über die Bühne gehen konnte.

Dr. Butzki hatte die ersten Tage ohne mich bereits genutzt, um den Einsatz gemeinsam mit Dr. Asoli, dem Leiter des Baptist Christian Hospitals, zu organisieren und die Geräte, Werkzeuge und Materialien zu ihrer Verwendung vorzubereiten.
Im Hospital des Nahorani Tea Estates machte er bereits ein Screening, so dass wir dann gemeinsam gleich mit dem Behandeln beginnen konnten. Dabei erhielten wir großartige Unterstützung von einem dental nurse (wirklich: männlich!) und Supriya, die alles Organisatorische vor Ort managte. Toll war außerdem, dass beide gutes Englisch sprachen und wir so mit unseren Patienten kommunizieren konnten.

Zweite Station war für die nächsten Tage das Addabari Tea Estate. Auch hier klappte wieder alles wie am Schnürchen. Pünktliches Abholen vom Hotel, pünktlicher Arbeitsbeginn! Während wir Doktoren noch etwas Small Talk mit der Krankenhausleitung hatten, wurde alles aufgebaut und betriebsfertig gemacht. Dann ging es los bis dass die Absaugung aussetzte. Dank WLAN im Krankenhaus konnten wir dann recht schnell mit dem Techniker unserer Behandlungseinheit, der in der Schweiz sein Büro hat, Kontakt aufnehmen und das Problem klären. Weiter ging es in der Therapie kaputter Zähne bis zum Mittagessen, wobei wir uns beim Behandeln abwechselten. Schließlich sind wir beide ja schon Rentner!

Mittagessen gab es, wie an allen Tagen, im privaten Familienkreis in der Chefetage. Dass Selbiges natürlich vorzüglich war, braucht man wohl nicht zu erläutern. Schade war nur, dass wir zwar am selben Ort, aber nicht alle gemeinsam unser Essen einnahmen. Es wird eben noch stark getrennt zwischen Chefs und Personal. Vielleicht war es auch einfach bloß eine Platzfrage? Wir hatten jedenfalls den Eindruck, dass aller Mitarbeiter Arbeit gewürdigt wurde.
Abends gab es entweder eine Ausfahrt durch die Teegärten, Besuch eines 2000 Jahre alten Tempels oder Besuch einer Teefabrik.

Am Wochenende wurde für uns von Mr. Goumang, der rechten Hand des Chefs, eine Ausfahrt, vorbei am Ameri Nationalpark, in den Norden organisiert. Bei bestem Wetter konnten wir die Ausläufer des Himalayas in üppig grüner Landschaft genießen. An der Staatengrenze nach Arunachal Pradesh war dann allerdings Schluss, da man dafür ein spezielles Permit benötigt.

Montags ging es wieder in das nächste Hospital, was sich im Dhekialuli Tea Estate befindet. Übrigens: Alle Tea Estates sind angehalten, eine medizinische Einrichtung, einen Kindergarten und eine Schule einzurichten! Auch hier war wieder alles bestens organisiert und alle Mitarbeiter und auch Patienten überaus freundlich. Da macht das Arbeiten Spaß!

Unwahrscheinlich, wie schnell so eine Woche vergehen kann! Freitags wurde alles eingepackt, nochmals sterilisiert (mit Steriprotokoll!) bzw. desinfiziert und dem Krankenhaus zur sicherung Verwahrung bis zum nächsten Einsatz übergebn.

Unser Eindruck

Wir haben hier 2 wunderbare mit Arbeit reiche Wochen erleben dürfen. Wir haben hier eine ehrliche Herzlichkeit und eine perfekte Organisation erfahren, die wir so noch nie erlebt haben!
Arbeit gibt es jede Menge! Wir waren bestimmt nur der erste Tropfen auf den heißen Stein mit unserer meist Notfalltherapie.
Wir haben 363 Patienten untersucht und davon 97 behandelt. Leider war die Zange oft im Einsatz. Natürlich wurden auch Füllungen gelegt und jede Menge Zahnstein entfernt.

Es gibt viel zu tun und wir werden wieder dabei sein!

Dipl.-Stom. J. Ehrhardt