Bericht Neyyoor 2020

von Dr. Manhardt Barthelmie

Freudiger Empfang und volles Programm

Am 29.02.2020 landete meine Maschine in Thiruvanapathuram/Trivandrum. Jebe Priya und Sunitha Rani aus dem Poliohome Alencode holten mich freudestrahlend und gut gelaunt wie schon 2015 ab, gegen 23 Uhr war ich am Ziel im Poliohome. Das geplante Treffen mit Neil Ananth, Besuch der Zahnstation im Mission Hospital, wo die neue Einheit aufgebaut wurde und Vorbesprechung meiner 14 Projekttage verlegten wir auf den Sonntag Nachmittag.

Das CSI Transitional Resource Center Alencode ist nach wie vor ein aktiver Ort, mit vielen neuen Kindern und Jugendlichen, ich fand aber auch einige von meinem letzten Aufenthalt wieder – die Freude war beiderseits sehr groß. Auch das Ärztezimmer ist nach wie vor ein angenehmer Rückzugsort. Neil Ananth hat zusammen mit Jeba Priya und Sunitha Rani unter Leitung von Prof. P. John Thangadurai – project coordinator des CSI - ein gutes und dichtes Programm zusammengestellt, das die Untersuchung von 870 Kindern vorsah – am Ende waren es 934. Auch hatte jedes Heim, jede Schule die Screeningbögen vorbereitet.

Da ich dieses Mal von der zentralen zahnärztlichen Behörde in Delhi keine Arbeitsgenehmigung erhalten habe, wollte Neil Ananth dieses Mal immer bei allen Besuchen und auch Behandlungen dabei sein, sozusagen als mein Vorgesetzter, um etwaigen Interventionen oder Kontrollen vorzubeugen. Das war nicht nur entspannend für mich, es stellte sich auch für unsere gemeinsame Arbeit als sehr motivierend und befruchtend heraus. Neil war natürlich auch Übersetzer bei meinen Begrüßungszeremonien und der bei jeder neuen Gruppe durchgeführten Zahnputzschulung. Ich habe zunächst mein Programm auf englisch vorgetragen, mit großem Gebissmodell und Zahnbürste zur Demonstration und Übungen, dann hat Ananth übernommen und alles und noch viel mehr begeisternd und witzig auf Tamil geboten. Das hat uns allen nicht nur Spaß gemacht, es war sicher auch sehr effektiv zusammen mit meinen geschenkten Zahnbürsten.

Gelungene Zusammenarbeit und hohe Effizienz

Wir fühlten uns zusammen mit Sunitha Rani als Organisatorin und Shibumon, dem von Ananth ausgesuchten Zahnarzthelfer wie ein „dream team“. Ananth hatte aus Madurai die transportable Schweizer Einheit mitgebracht, mit der klugen Absicht, die weiter weg liegenden Heime und Schulen wegen der komplizierten langen Wege ins Hospital Neyyoor direkt vor Ort zu behandeln, direkt nach dem screening. Da es sich auch um Heime mit hohen Kinderzahlen von über 100 handelte, konnten wir uns die Arbeit gut teilen: wir begannen zu zweit mit dem screening, als die Zahl von 5 – 10 Behandlungen erreicht war, bin ich mit Shibu zur Behandlung über gegangen und Neil hat weiter untersucht. Er hat dann Extraktionen selbst durchgeführt, auf einem normalen Stuhl, kein Problem für einen indischen Kieferchirurgen. Shibumon stellte sich übrigens als sehr guter, sorgfältiger und vor allem hygienebewusster Zahnarzthelfer heraus.
Die neue Einheit ist sicher ein Segen, sie funktioniert sehr gut, ist mit all den technischen Raffinessen ausgestattet, wie wir sie in Europa kennen.
Die Einheit im Hospital wurde am 10.03. vom Superintendenten der Diözese im Rahmen einer kleinen Feier eingesegnet und ihrer Bestimmung übergeben.
Die mobile Schweizer Einheit ist sicher ein Segen, ein guter Ersatz für unser Dentomobil, ich habe aber Ananth aufgetragen, für eine gute Wartung und regelmäßige Desinfektion zu sorgen, was er selbst auch regelmäßig durchführte.

In meinem Bericht 2015 hatte ich als Kritik angemerkt, dass die damalige Planung nicht genügend Heime/Schulen zu den Untersuchungen und damit Kinder einbezog, für uns zu viel sinnlose freie Zeit, zu wenig Effizienz für unsere Sache. Das war dieses Mal deutlich besser, z.B. Verdoppelung der Anzahl der untersuchten und auch behandelten Kinder – beim letzten Mal 462, jetzt 934 Kinder.